Eine Wissenschaft ist so gut, wie ihre Ergebnisse sicher sind.

Einen hohen Grad an Sicherheit in seinem Denken und Tun erreicht der Mensch, wenn er sich bemüht um die Erkenntnis der Naturgegebenheiten. Statt „Naturgegebenheit“ könnte man auch sagen „Naturgesetze..

Den Gegebenheiten der Natur kommt der Mensch am nächsten, wenn er sich der Biologie, der Lehre des Lebens, annähert, sich um ihre Gegebenheiten bemüht. Im Falle des Menschen ganz besonders der Biologie des Menschen.

Worum geht es, wenn es um das Thema und ein Bemühen um Wissen und um Wissenschaft geht?

Um eine Zuverlässigkeit der Wahrnehmung und des Denkens und als deren Ergebnis des Tuns und Verhaltens. Also um die Biologie der Wahrnehmung und des Denkens. Dabei kommt heraus, dass es eine Physik und eine Chemie des Denkens gibt. Diese beiden Methoden sind in ihren Ergebnissen zuverlässig, weil reproduzierbar. Die liefern also objektiv sichere Aussagen. Die liefern Bedingungen und Abhängigkeiten. Die liefern also Einblicke in die Elementarfunktionen des Geisteslebens, die allgemeingültige Aussagen ermöglichen.

Die Naturwissenschaften liefern also über unsere Wahrnehmung und unser Denken Ergebnisse, deren Brauchbarkeit zuverlässig und damit sehr hoch ist. Höher als die von jeder anderen Wissenschaft.

Die Naturwissenschaft liefert nicht die Allwissenheit. Aber das Wissen, was sie liefert, bietet den höchsten Grad an Brauchbarkeit und Zuverlässigkeit. Sie liefert auch klare Grenzen. Sie liefert uns hohe Grade an Sicherheit, aber, wie sie bei jedem weiteren Forschungsschritt auch offenbart, nicht die absolute Sicherheit. Jedes andere Bemühen um Wissen – Beispiel: die  Geisteswissenschaften – halten in der Sicherheit ihrer Ergebnisse keinem Vergleich mit der Naturwissenschaft stand.

Die Geisteswissenschaft beruht auf dem Geist des Menschen. Ist also Menschenwerk. Und wie alles Menschenwerk sehr lückenhaft und in lebensentscheidenden Momenten oft fehlerhaft. Die Menschheitsgeschichte bietet dafür zahllose Beispiele.

Die Geisteswissenschaften beruhen auf den gemachten  Erfahrungen des Menschen und den daraus hervorgegangenen Vorstellungen. Also auf einem sehr unsicheren Untergrund.

Wenn ein derart erworbenes Wissen jedoch mit großer Überzeugungskraft und -macht vorgetragen wird, dann ist es in der Regel so, dass es im Nu eine hohe Glaubwürdigkeit gewinnt. Besonders bei solchen Menschen, die ihrer Wahrnehmung und ihrem Denken bisher keine besondere Aufmerksamkeit haben zukommen lassen. Die sich also einem Wissen, das ihnen ebenso nützlich wie plausibel vorkommt, ohne weiteres anvertrauen. Leider auch von solchen Menschen, die sich in ihrem bisherigen Leben nicht sehr viel haben um ihr Denken und ihr Wissen kümmern können. Dabei scheint es egal zu sein welche Anforderungen dieses Wissen an diese Menschen stellt. Es geht allen Menschen bei ihrem Wissen um eine Sicherheit. Das wichtigste für die Menschen ist die Sicherheit. Die Inhalte ihres Denkens spielen dabei eine relativ geringe Rolle.

Das Zeitalter der alternativen Wissenschaften neigt sich dem Ende zu. Das Zeitalter der Naturforscher ist gekommen.

Vorsicht aber auch hier, bei den Naturforschungen. Auch hier kommt der Hochmut vor. Beispielsweise bei dem Thema Seele. Aber auch dem Thema Leben. Diese beiden sind Forschungsobjekte, die sich der Naturforschung weitgehend entziehen. Noch jedenfalls.

Immerhin ein Naturforscher, der sich fernhält vom Hochmut und vom allzu großen Stolz über seine naturwissenschaftlichen Erkenntnisse, der eingedenk ist und bleibt der bei jeder Naturforschung jederzeit aufleuchtenden Grenzen dieser Forschungen, ein solcher Naturforscher bleibt in seinem Denken immer vorsichtig in seinen Aussagen und Schlussfolgerungen. Der weiß, dass die Natur keine Allwissenheit liefert, sondern nur immer Einsichten in ein größeres Wissen.

Naturforscher, die die Begrenztheit ihrer Forschungen nicht sehen, neigen allerdings zum Hochmut. Eigentlich zum Rückfall in das Denken der geisteswissenschaftlichen Zeiten.

Ein Wahrnehmen und Denken, das sich nicht an den Ergebnissen der Biologie orientiert, das bleibt in dem Denken der Vorzeit.

Mit einem solchen Denken ist keine Verständigung möglich.

Beispiele für das Denken, das auf Erfahrungen und Vorstellungen beruht, ist zu finden im Denken vieler Philosophen, der meisten Religionen, im Denken aller menschlichen Ordnungsversuche. Beispiel in denen der Rechtsordnungen.

Im Denken der Rechtsgelehrten geht es in erster Linie um die Erfüllung von Formen, weniger oder gar nicht um eine Annäherung an Inhalte.

Im Verstehen und Erfüllen von Inhalten des Denkens ist die Begrenztheit unseres Denkens am deutlichsten zu erkennen.

Davon sind alle Erforscher des Geisteslebens noch ziemlich weit entfernt.

Auch die Naturwissenschaftler tun sich diesbezüglich schwer. Das ist für alle Erforscher des Geisteslebens ein weitgehend ungelöstes Problem. Da gibt es bisher nur wenige brauchbare Einblicke.

Die Psychoanalyse hatte Einiges an Einblicken geliefert. Aber das Denken der Psychoanalyse ist nicht so einfach zu erwerben. Auch gar nicht leicht zu erklären. Ich unternehme  hier auch keinen Versuch, dies in Kürze zu tun. Die Lehranalyse ist kein Kinderspiel sondern eine ernsthafte Forderung, und die Voraussetzung für die Zulassung zur Ausübung dieses Berufes. Damit ist aber die Anwendung dieses Denkens nicht mit vollkommener Sicherheit gegeben. Eine Überlegenheit des Denkens darf sich kein Psychoanalytiker leisten. Es psychoanalytische Denken ist ein tastendes Denken. Fehlgriffe kommen hierbei vor. Die zu korrigieren ist Voraussetzung für das Gelingen einer Psychoanalyse. Denn bei unkorrigierten Fehlleistungen in diesem Denken kann es vorkommen, dass es bis zum Verderben nicht sehr weit ist. Auch das Denken der Psychoanalyse hat sich zu orientieren an den Gegebenheiten der Natur.

Egal, um welche Probleme und um welche Themen es in einer Psychoanalyse geht, es geht immer um eine Diagnostik und um eine Behandlung des Denkens. Je nach Bedarf geht es bei der Behandlung des Denkens um Klärung, um Eichung und um Nacheichung, um Orientierung und um Nachorientierung, und schließlich um eine Fortentwicklung.

Ein Denken, das den Gegebenheiten der Biologie des Menschen folgt, ist das Denken, das die sichersten Wegweiser liefert für das Tun und das Verhalten.

Auch die Psychoanalyse liefert nicht die Allwissenheit. Auch sie befindet sich – wie alle Erforschung der Natur, insbesondere der des Menschen – in einer ständigen Entwicklung. Jede Art von Entwicklung gehört zu den am sichersten zu erkennenden Gegebenheiten der Natur.

Und wenn ich schon bei dem Thema Psychoanalyse bin, hier noch ein Zusatz.

Ein Mensch, der sich in die Behandlung eines Psychoanalytikers begibt, hat für sich den größten Gewinn, wenn er sich auf eine eingehende Betrachtung seines eigenen Denkens einlässt. Und dies besonders dann, wenn der Psychoanalytiker seinerseits sich auf das Denken dieses Menschen einlässt. Die Variationsbreite eines naturnahen Denkens ist sehr groß. Keiner soll das Denken des Psychoanalytikers nachmachen. Es geht vielmehr immer darum, dass jeder Mensch zu seiner eigenen Art von einem naturnahen Denken finden möge. Das ist das Entwicklungsziel jeder psychoanalytischen Behandlung.

Wenn ein Mensch sich aber auf eine eingehende Betrachtung seines eigenen Denkens nicht einlässt oder sich gar nicht einlassen will oder auch kann und auch nicht auf die Gründe, warum das so ist, der muss nicht ohne Gewinn nach Hause gehen. Dem reicht es vielleicht schon, wenn ihm ein fremder Mensch bei allen seinen Gedanken mit ganzer Aufmerksamkeit zuhört. Einen Zuwachs an Klarheit über sein eigenes Denken nimmt der bestimmt mit nach Haus. Denn das Sprechen vor einem aufmerksamen Zuhörer bringt in eigener Sache mehr als das ständige Denken mit und vor sich selber ganz allein.

Und nun Schluss mit dem Thema Psychoanalyse. Auf meine Runderneuerung des Denkens der Psychoanalyse gehe ich an anderer Stelle ein.

Die Erforschung des menschlichen Geisteslebens ist ein Unternehmen, das den Bestand der ganzen Menschheit dient. Das seit Menschengedenken im Gange ist, mehr oder weniger ein Bewusstsein der Menschen, das aber in diesen unseren Tagen – denke ich (!) – immer mehr Menschen zu Bewusstsein kommt. Weil es immer mehr Menschen unmittelbar betrifft. Immer mehr Geschäftsmodelle verfallen, immer neue gilt es zu entdecken und möglichst zügig zu brauchbaren Erträgen zu entwickeln. Immer neue Bedrohungen tauchen auf. Es geht immer dringender um eine möglichst unmittelbar anlaufende Brauchbarkeit eines neuen Denkens.

Theorien, die nicht brauchbar sind, verfallen oder – was eine neue Gefahr darstellt (!) – entarten sehr schnell.

Wer kann sich heute noch vor einer Revision seines Denkens drücken!?

Vor einer Annäherung seines Denkens an die Gegebenheiten der Natur, an die Gesetze, die die Natur vergibt!?

Die Natur ist die, der wir bei ihrem Wirken zuschauen können, ohne sie jedoch in ihrem Wesen zu erkennen.

Es ist leichter, mit dem Nichts umzugehen, als mit einer Unbekannten. Auch wenn wir ihrem Tun zuschauen können. Manchmal – denke ich (!) – gerade weil wir ihrem Tun zuschauen können. Wir sehen scheinbar in der Möglichkeit des Zuschauens nicht die Chance eines geeigneten Umgangs mit ihr, sondern starren nur auf ihre Unbekanntheit und empfinden sie als eine maßlose Zumutung. Eine unzumutbare Zumutung!

Das war’s für heute zum Thema Wissenschaft und zum Thema Erforschung des menschlichen Geisteslebens. Fortsetzung folgt.