Die Anzahl neuartiger Psychotherapien ist sehr groß. So groß, dass ein Bedürftiger eher entmutigt ist als ermutigt, eher ratlos ist als im bilde.

Ich kann ihn beruhigen. Ich kann ihm sagen, was er braucht.

Alles, was ein Bedürftiger, ein Ratsuchender, braucht, ist nichts anderes als ein besseres Denken. Als ein Denken, dass ihm eine bessere Lebensführung ermöglicht.

Wir Menschen sind so, wie wir denken. In unserem Denken leben wir. Unser Tun und unser Verhalten ist Ausdruck unseres Denkens. Wer daran etwas ändern will, der muss sein Denken ändern.

In der Psychoanalyse geht es allein um die Bearbeitung des eigenen Denkens.

Alles denken, dass in den neuartigen Psychotherapien verkündet wird, das wurde in der Psychoanalyse bereits gedacht, bearbeitet und angewendet. Ich glaube, dies sollte mal klar ausgesprochen werden. Ich bin immer wieder erstaunt, was ich da alles an Neuigkeiten höre, die allesamt aus der Psychoanalyse stammen.

Wer also mit seinem Denken in innere oder äußere Not geraten ist, dem kann ich nur empfehlen, sich vertrauensvoll an die Psychoanalyse zu wenden. Der wird bestimmt nicht leer ausgehen. Das kann ich ihm versprechen.

Möglich, dass die Psychoanalyse in der Vergangenheit in der Art und Weise ihrer Arbeit Fehler unterlaufen sind. Möglich auch, dass sie alt geworden ist, dass ihr einiges von ihrem ursprünglichen Pioniergeist und von ihrem Vorhaben, ihren Horizonten, abhandengekommen ist. Möglicherweise in internen Streitigkeiten.

Aber das hat sich inzwischen alles geändert. Das habe ich inzwischen alles verändert.

Der alte Geist hat mit neuer Kraft wieder bei ihr Einzug gehalten. Alles nur denkbare Denken ist bei ihr eingekehrt. Alles Denken bis an die Grenzen dessen, was wir Menschen überhaupt denken können, ist in ihr angekommen. Der psychische Organismus in seiner ganzen Lebendigkeit und Fülle ist neu erstanden. In diesem Hause ist Platz für jeden Menschen, für jedes Denken, für jede Not, für jede Entwicklung.

Hier fehlt es weder am nötigen Hintergrund – nämlich der Philosophie – noch an dem so wichtigen Realbezug – nämlich dem Umsatztraining –. Hier kann jeder sicher sein, in seinen persönlichsten Anliegen in Empfang und in Bearbeitung genommen zu werden. Hier kann jeder es zu was neuem, zu was besserem, zu etwas was er sich vorher gar nicht vorstellen konnte, bringen. Wenn er nur fleißig genug mitgemacht hat. Und das, damit jetzt keine Angst bekommt, in seinem ganz persönlichen Tempo und in seiner ganz persönlichen Art.

Und das ist keine Propaganda, sondern eine nachprüfbare Realität.

Und damit niemand sagen kann, er sei nicht informiert gewesen über den innersten Kreis der Psychoanalyse, über das Denken nämlich, um das es uns allen in diesem unseren Leben überhaupt geht, hier nun noch eine Darstellung der Themen, um die sich unser ganzes Denken dreht.

Diese Darstellung fällt sehr viel kürzer aus, als mancher dies erwartet haben mag. Die Themen nämlich, um die sich alles denken dreht, sind nur zwei an der Zahl, nicht mehr und nicht weniger:

erstens: die Theorie des Lebens. Unsere Vorstellungen über unser Leben, also die Philosophie. Man könnte auch vom Zauber des Lebens sprechen.

Zweitens: die Praxis des Lebens. Das ist die Wirklichkeit des Lebens, in der wir uns vorgefunden haben und die sich darstellt als die Kunst, mit den angetroffenen Problemen umzugehen. Man könnte auch von der Realität des Lebens sprechen.

Gegenstand aller Philosophie ist der Umgang mit dem, was wir nicht verstehen. Mit dem Unbekannten. Mit dem Unbegreiflichen.

Dabei fällt jedem sofort ein: der Tod. Und einigen wenigen nach längerem Nachdenken: das Leben. Und einigen philosophischen Denkern: wir sind begleitet – innen wie außen – von Unbekannten. Von Freunden und Bekannten, die wir glauben zu kennen.

Als Endergebnis allen Denkens der Philosophie stehen nur zwei Möglichkeiten zur Verfügung, nur zwei Arten zu leben. Die folgenden Worte stammen von Albert Einstein: es gibt nur zwei Arten zu leben, nämlich so, als wäre nichts ein Wunder, oder so, als wäre alles ein Wunder.

Interessant an den philosophischen Denkern ist nicht das Endergebnis, sondern nur das Wie: wie sie zu ihrem Endergebnis gefunden haben.

Zur Praxis des Lebens komme ich mit den Worten von Karl Popper:

„Alles Leben ist Problemlösen“.

Auch hier gibt es nur zwei Möglichkeiten, nämlich die Bearbeitung der Probleme oder die Abwehr der Probleme.

Unser ganzes Denken bewegt sich um diese beiden Themen: um die Theorie unseres Lebens und um die Praxis unseres Lebens.

Wer sein eigenes Denken betrachtet und es untersucht auf seine wesentlichen Themen, der wird merken, dass es stimmt: es gibt nur diese beiden Themen.

Der wird, wenn er sein eigenes Denken in Arbeit nimmt, und das im Hinblick auf die genannten beiden Möglichkeiten, der wird schon bald in seiner Lebensführung zu besseren Ergebnissen kommen. Dem wird es mit sich in dieser Welt schon bald besser gehen. Und das vielleicht sogar ohne die Mithilfe eines Trainers. Eines Führers, eines Erziehers, eines Lehrers, eines Psychotherapeuten, eines Psychoanalytikers . . . . Der wird merken, wie gut eigenes Denken sein kann.

Es gibt sicherlich auch andere Möglichkeiten, auch andere psychotherapeutischen Möglichkeiten, das Denken eines Menschen zu verändern. Andere Möglichkeiten als das Wort.

Ich als Psychoanalytiker heiße alle diese Möglichkeiten willkommen. Sie müssten allerdings das Denken eines Menschen tatsächlich verändern.

Das wäre zu erkennen an ihrem Verhalten.

Mancher Leser wird sich bei meinen vorherigen Ausführungen mit einiger Verwunderung gefragt haben:

„Ist das wirklich wahr, dass ich so viel denke? Da weiß ich gar nichts davon!“

Der hat schon recht. Denken tun wir Menschen nicht sehr viel, eigentlich nur, wenn es schwierig wird, nämlich – wie schon vorher gesagt –

erstens bei Problemen

und

zweitens bei den „letzten Dingen“.

Und was machen wir in den langen Zwischenzeiten?

Da leben wir in unseren Gewohnheiten. In unseren Denk- Gewohnheiten. Die könnte man auch als Reflexe bezeichnen. Mit Reflexen meine ich Verhaltensweisen, die wir am Anfang unseres Lebens mehrheitlich erworben haben und die im Laufe unseres Lebens durch einige wenige nützliche ergänzt wurden. Die alle zusammen sich im Umgang mit dem Alltag als vielfach ausreichend brauchbar erwiesen haben. Reflexe also, die weitgehend unser Tun und Verhalten steuern, die sich also einer Kontrolle durch unser denkendes Gehirn entziehen. Die also das Gehirn vor Überlastungen schützen. Was in Krisensituationen durchaus angebracht sein kann. Denken kann sehr anstrengend sein. Längere Denkpausen aber tun keinem Gehirn gut. Denn ein nicht gebrauchtes Organ wird nicht stärker, sondern schwächer.

Das Denken kommt tatsächlich nur für zwei Themen zum Einsatz

erstens für den Umgang mit den „letzten Dingen“

und

zweitens für die Lösung von Problemen.

Das sind zwar lebensentscheidende Themen, aber, wie wir sehen, doch ziemlich weitgehend durch einvernehmlich eingerichtete Regularien fast gänzlich aus dem Verkehr gezogen.

Mit wirksamen Reflexen kann jemand sich, fast ohne selbst zu denken, durch sein Leben manövrieren.

Die letzten Fragen tauchen bei vielen Menschen sowieso erst am Ende ihres Lebens auf, und dann stehen denkende Helfer oftmals zur Verfügung.

Für Probleme, die im Laufe des Lebens jeden Menschen mehr oder weniger häufig treffen, also für allgemeine Lebensprobleme, für die gibt es inzwischen genügende, meistens bewährte, jedenfalls aber etablierte Auswege und Umwege.

Es muss kein Fehler sein, sich das Leben zu erleichtern. Beispielsweise durch eine weite Vorausschau. Viele Probleme sind schon von weitem zu erkennen. Diese Probleme alsbald in Bearbeitung zu nehmen, sodass sie beim Eintreffen mit einer passenden Lösung in Empfang genommen werden können, dadurch also gar nicht erst zu Not und Tod führen können, das ist eine Meisterleistung an Lebensführung.

Problem aber, die nicht alle angehen, die von ganz persönlicher Art sind, die etwa die Geschäftsführung betreffen, oder die Lebensführung, oder die persönlichen Beziehungen, solche Probleme, die erfordern ein eigenes Denken.

Es sollte niemand denken, solche Probleme gingen ihn nichts an, und sich in einer entsprechenden Sicherheit wiegen, sondern stets bestrebt sein, die Reste seines eigenen Denkens ständig frisch und leistungsfähig zu halten. Und dies, um bei einem plötzlichen Auftauchen persönlicher Probleme nicht in einer großen Hilflosigkeit zu versinken.

Für diesen Notfall aber, der gar nicht so selten vorkommt, gilt meine Empfehlung der Psychoanalyse.

Es ist keine Übertreibung, die Psychoanalyse schon in guten Tagen bisweilen zu besuchen. Einfach als Training des eigenen Denkens.

Aber auch zur Schärfung der Sinne, also als Vorausschau. Manches Problem, auch manches persönliche Problem, war bei wachsamen Denken schon lange im Voraus zu erkennen und dann sogar lösbar.

Und nun noch eine Ergänzung, nämlich zu Unterscheidung zwischen einer Aufgabe und einem Problem: 

In beiden Fällen geht es um eine Arbeit, die getan werden muss.

Im Falle der Aufgabe gibt es für diese Arbeit eine Handlungsanweisung. Diese Arbeit muss also nur getan werden.

Im Falle eines Problems gibt es für diese Arbeit keine Handlungsanweisung. Die muss erst gefunden werden. Die zu finden, ist die besondere Schwierigkeit bei dieser Arbeit, die ich als Problem bezeichne.

Selbstständige haben es mit Problemen zu tun, auch Verantwortungsträger. Sonst aber kaum einer in der großen Schar der Arbeitnehmer.

Wer nur immer Aufgaben erfüllen muss, nie Probleme lösen darf, dem wird die Arbeit zur Last . . . ., Zu einem Unwort. Probleme erhalten jung, . . . wenn sie nicht überhandnehmen.