Es gibt so viele Schutzengel. Und viele von denen ahnen gar nicht, dass sie es sind. Oder waren. Jeder, der sein Leben nur aufmerksam genug durchgeht, wird entdecken, dass viele seiner Entscheidungen getroffen wurden unter dem Eindruck einer flüchtigen Begegnung, einer Gäste, eines Wortes, eines Gedankens von einem unbekannten oder einem nur kurzen Weggefährten.
Darum keine Unzufriedenheit, sondern Dank für das Hiersein und das Hiergewesensein.
Ich mach weiter mit meinem Anliegen, so lange noch Leben in mir ist.
Mit meinem Beruf. Den lasse ich nicht. Der ist mein Handel mit der Welt. In dem gebe ich und nehme ich. Der ist mein Leben.
Mit meinem Privatleben. Das ist die Quelle meiner Kraft. Meine Frau, unsere Kinder, und unsere Freunde. Aber hüte dich vor falschen Erwartungen. Die fressen deine Kraft.
Scheinbar betreibt die Natur viele ihrer Wirkungen durch die Menschen. Sowohl destruktive als auch konstruktive. Vielleicht war das einer der Gedanken der Natur, als sie den Menschen erschuf?
Was für ein Gedanke!?
Wenn es um das Thema Training (Lernen, Entwicklung) geht, dann geht es immer um ein Training des Ich. Die Gefühle brauchen kein Training. Die sind von Anfang an voll da. Bei jedem Ich- Training geht es um die Erreichung und die Behauptung der Hausherren Rolle des Ich. Also für jeden einzelnen Menschen um seine Lebensführung. Um sein persönliches auskommen in dieser Welt. Das ist kein Egoismus. Egoismus zeigt sich in betrügerische Geschäftsführung. Gute Geschäftsführung zeigt sich in der Zufriedenheit beider Geschäftspartner. In einer solchen Geschäftsführung sehe ich das Ich in seiner Hausherren Rolle.
Die Gefühle kennen keine Grenzen. Sie neigen zu Zerstörung und zur Beliebigkeit, wenn sie nicht geführt werden durch ein starkes Ich. Die Gefühle sind in ihrem Wesen Struktur los. Sie sind zwar das Leben, aber sie stellen es nicht dar. Erst durch die Erschaffung des Ich werden sie als Leben wahrnehmbar. Nur in der unabsehbaren Fülle der Ichs wird das Leben als Existenz erahnbar. So ist jedes Ich strukturgewordenes Leben.
Das weiß jedes Ich. Das spürt es in jedem Augenblick seines Lebens. Dass es aus dem Leben (den Gefühlen) hervorgegangen ist. Und dass das Leben viel mächtiger ist als es selbst. Dass es aber als Ich gedacht und berufen ist als Bewahrer und als Führer. Als Bewahrer für dieses ihm persönlich anvertrauten Lebens. Zugleich als Führer des ihm innewohnenden Lebens, welches besteht aus den Gefühlen.
Das ist nicht leicht zu erkennen und auch nicht so ganz leicht zu verstehen. Aber das ist kein Kunstprodukt und erst recht kein Hirngespinst, sondern das ist ganz einfach Lebenserfahrung.
Jedes Ich kriegt das zu spüren, besonders aber dann, wenn es in seiner Kindheit und Jugend diese seine Rolle, nämlich die der Führung seiner Gefühle, nicht oder nur mangelhaft gelernt hat und nun bei irgendeiner Gelegenheit in seinem späteren Leben in die Verlegenheit gerät, dies nachholen zu müssen. Spätestens dann macht es am eigenen Leibe die Erfahrung, wie schwer das ist.
Gut, wenn es dann merkt oder von einem weißen Trainer gesagt bekommt, welche die Kräfte und Stimmen seines Ich sind und welche die seiner Gefühle.
Gefühle haben immer und überall die starke Neigung, die Lebensführung zu übernehmen. Besonders dann, wenn sie die bisher immer ganz überwiegend schon gehabt haben.
Ein Ich, das merkt oder zu hören bekommt, dass ihm die Führungsrolle über seine Gefühle zusteht, und dass sich dann aufmacht, diese Rolle zu übernehmen, dieses Ich hat es schwer. Denn so leicht lassen die Gefühle sich diese Rolle nicht nehmen.
Das schwerste bei dieser Auseinandersetzung ist für das Ich, die Stimmen der Gefühle von seinen eigenen zu unterscheiden. Prinzipiell ist das gar nicht so schwer. Denn jede Argumentation, an deren Ende die Gefühle als Führer stehen, sind die Stimmen der Gefühle. Praktisch ist diese Unterscheidung aber für jedes Ich sehr oft sehr schwer. Denn die Gefühle sind in ihrer Argumentation derart beweglich, derart trügerisch, derart weitschweifig, dass vieleIchs im Laufe so eine Argumentation den sicheren Blick für das Endergebnis dieser Rede verlieren und am Ende sogar noch meinen, sie seien es gewesen, die jetzt die Führung über die Gefühle an sich gerissen haben.
Hinzu kommen bei dieser Argumentation der Gefühle im Hinblick auf das Ich immer auch noch die Gefühle mit ihrer Kraft. Er einem Ich, dass sich aufmacht, die Führung über die Gefühle zu übernehmen, dem entziehen die Gefühle ihre Kraft. Ein solches Ich fühlt sich bei diesem Unternehmen immer ungut, schwach, zweifelnd, unfähig, ängstlich, unsicher, manche sogar von allen guten Geistern verlassen.
Diese Hindernisse – die äußerst variantenreiche Argumentation und der Entzug von Lebenskraft – sind es, die die Gefühle dem ich entgegensetzen, dass sich ernsthaft aufmacht, Ihnen die Lebensführung abzunehmen.
Diese Hindernisse sind es wahrscheinlich auch gewesen, die das Ich dazu gebracht haben, sich nach wirksamen Helfern umzuschauen. Bei dieser Suche hat das Ich den Verstand entdeckt. So ist der Verstand dem Ich zu einem lebenswichtigen Helfer geworden. Ein Ich ohne seinen Verstand ist den Mächten der Gefühle nicht gewachsen. Ohne seinen Verstand kann es die ihm zustehende Führungsrolle nicht einnehmen und nicht einhalten.
Ein Ich mit Verstand aber kann zu einem wahren Führer werden, zu einem Führer für sich selbst und für andere, zu einem Menschen, der dem Bilde der Natur vom Menschen ganz entspricht.
Der Verstand steht dem Ich bei jeder Argumentation bei, indem er ihm den Blick auf das Endergebnis jeder Gedankenakrobatik frei hält. Der Verstand steht dem Ich bei allen aufkommenden Unlustgefühlen bei, indem er ihm deren Ursachen erklärt.
Jedes Ich mit Verstand hat in seinem Wesen etwas Königliches.
Sehr viele Menschen, die diese Rede hören, fühle sich im innersten angesprochen. Sie fühlen sich aufgefordert, ihrIch alsbald in seiner Rolle einzuführen. Es gibt nur ganz wenige Führer-Ichs. Das liegt einfach daran, dass das klare Bewusstsein dafür nur sehr selten ist. Die aber, die dieser Klarsicht plötzlich teilhaftig werden, die sich also im innersten aufgerufen fühlen, die wollen sofort tätig werden und in sich und für sich die Verhältnisse zwischen ihren Gefühlen und ihrem Ich und ihrem Verstand zurecht rücken.
Denen fallen auch gleich Situationen aus ihrem Leben ein, in denen diese Verhältnisse mehr oder weniger verschoben waren, und auch die Ergebnisse, die dann dabei herausgekommen sind. Die können sich oft auch sofort vorstellen, zu welchen Ergebnissen sie gekommen wären, wenn sie es damals anders gemacht hätten. Die sprechen über das Training, dass sie sich ab sofort vorgenommen haben, bereits mit eigenen Einfällen. Meistens wünschen die sich einen regelmäßigen und intensiven Gedankenaustausch über dieses Training mit einem kundigen Trainer. Die wollen gar keine Ratschläge, die wollen einen lebendigen Ideen- und Gedankenaustausch. Denn die merken, dass das Training das beste ist, an dem sie selbst mit ihrer neuen Klarsicht mitgearbeitet haben.
Wer in die Tiefe seines Lebensentwurfs geschaut hat, der will dessen Realisierung. Das ist der Beweis erstens für die Richtigkeit dieser Wahrnehmung und zweitens für das Immer-noch-Vorhandensein eines funktionierenden eigenen Kompass.
Die Natur lässt das Unrecht in die Welt. Durch den Menschen. Die Natur gibt dem Menschen die Einsicht und die Mittel, das Unrecht zu tilgen. Durch seine Fähigkeit zur Verständigung. Durch seine Fähigkeit zu einem verständigen Umgang mit sich und seinesgleichen.
Welch ein Vorhaben! Welch ein gewagtes Experiment!
Verständigung scheint es nur durch Hochrüstung zu geben. Verständigung reicht nur soweit, wie das Verstehen beider Gegner reicht.
Alle Kulturen ohne Hochrüstung sind untergegangen. Alle Kulturen mit Hochrüstung auch. Diese letzteren durch innere Uneinigkeit und/oder Schlendrian.
Wer der innersten Einsichten teilhaftig wurde, der will die äußere Realisierung. Der will den persönlichen Einsatz.
Tiefste Einsichten sind leicht zu missbrauchen. Zum Destruktiven. Zur Gewalt.
Christi Wort: „wer nicht Gewalt gebraucht, wird das Himmelreich nicht an sich reißen.“
Der konstruktive Umgang mit tiefsten Einsichten ist des Menschen größtes Problem. Ob er die Lösung schafft?
Laotse (Tao Te King 36): geheime Erleuchtung: „Und die tiefste Erkenntnis darf man den Menschen nicht offenbaren, denn sie gleicht einer scharfen Waffe, die sie nicht zu gebrauchen verstehen“
Die Philosophie ist die Königin des Seelenlebens. Der Mensch braucht für sein Leben einen Sinn. Liebe statt Hass. Wertschätzung statt Verachtung. Hochherzigkeit statt Hartherzigkeit. Stärke statt Schwäche.
Die meisten Menschen lieben die Gefolgschaft mehr als den eigenen Kompass, den eigenen Weg. Das macht den Ausgang so unsicher.
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