Eine Übersicht:

der Mensch und alle anderen Lebewesen im Vergleich.

Der Mensch.

Beim Menschen haben wir ein Missverhältnis zwischen Kopfgröße (zu groß) und Beckenausgang (zu klein). Die Folge ist eine sogenannte physiologische Frühgeburt.

Die Folge ist, dass die Entwicklung hochempfindlicher und zudem grundlegender Eigenschaften (die innere Existenzsicherheit?) statt im sicheren Bauch der Mutter nunmehr in der äußeren Obhut der Mutter, die vielfachen Störungen ausgesetzt ist, zustande gebracht werden muss.

Daraus folgt ein sehr langes und sehr großes Erleben von Hilflosigkeit und absoluten Ausgeliefertseins. Und die Zufluchtsuche zur Mutter.

Die daraus folgende sehr lange und sehr große Notlage führt zu einem In-sich-Gehen, führt zu einem Bewusstsein von seinem eigenen So- sein. Nämlich: weder gemacht noch bestimmt von sich selbst, sondern von Unbekannt und damit bedroht von Anfang an. Der Tod als sichere Unbekannte.

Als Folge davon: die Entdeckung der Natur als geheimnisvolle Unbekannte und allumfassende Macherin. Die Zufluchtsuche zur Natur. Die Entdeckung Gottes. Die Zufluchtsuche  zu Gott. Die Entdeckung des Wunders.

Die Erfindung der Religion zur Sicherstellung des Umgangs mit sich und der Welt im Sinne der geheimnisvollen Macherin, im Sinne Gottes.

Alle anderen Lebewesen

Kein Missverhältnis zwischen Kopfgröße und Beckenweite.

Die Entwicklung einer inneren Existenzsicherheit im Schutze des Mutterbauches.

Normalgeburt.

Das Gefühl von einer inneren Existenzsicherheit von Anfang an.

Kein Bewusstsein von seinem eigenen So-sein.

Tiere leben in einer grenzenlosen inneren Sicherheit, die nur bisweilen von außen bedroht ist. Das sieht man an ihrem Sterben. Das verläuft in großer Einfachheit.

Nach der Entwicklung des notwendigen Könnens keine weitere Zufluchtsuche.

Weitgehend friedlicher Umgang mit ihresgleichen.

Keine Religion.

Das Verhalten eines Menschen hängt ab von dem Ausmaß an innerer Existenzsicherheit, dass er in seiner frühsten Lebenszeit für sich gewinnen konnte. Viel davon macht in friedlich. Wenig davon macht in ängstlich, unsicher und böse.

Durch die „physiologische Frühgeburt“ des Menschen können grundlegende Eigenschaften des Lebens – wie die innere Existenzsicherheit – nicht vollkommen ungestört im Bauch der Mutter entwickelt werden. Sie bleiben vielmehr der äußeren Fürsorge der Mutter überlassen, die vielfachen Störungen ausgesetzt ist.

Die Folge für das Menschenkind ist das Erleben einer überlangen Hilflosigkeit, eines absoluten Ausgeliefertseins. In einer sehr großen und lang andauernden Notlage geht jedes ich ganz automatisch in sich. Dabei kommt ihm ein Bewusstsein von seinem So-sein: nämlich seiner Ohnmacht. Weder gemacht noch bestimmt von sich selbst, sondern von Unbekannt.

In diesem Bewusstsein die Entdeckung der Mutter und die Zuflucht zu ihr als der ersehnten Allmacht. Die sich jedoch bereits nach kurzer Zeit als solche nicht bewährt. Und dies bei wachsendem Bewusstsein von den existenziellen Nöten des Nichtkönnens, des Nichterreichens. Auf dem Wege zur Entdeckung der Natur als der geheimnisvollen Macherin und Bestimmerin. Die Zuflucht zu ihrer Allmacht. Die Erlösung aus der Ohnmacht in der Allmacht Gottes.

Auf die Erkenntnis der Ohnmacht folgt die Erkenntnis der Allmacht

und aus der Erkenntnis der Allmacht die Erfindung der Religion zur endgültigen Überwindung der Ohnmacht (des Nichtkönnens) und zur endgültigen Aufrichtung und Sicherstellung der Macht des Könnens.

Bei diesem können geht es dem Menschen um den Umgang mit sich und der Welt. Ursprünglich im Sinne der geheimnisvollen Machern, der Natur, schließlich dann im Sinne Gottes.

Die Natur als endgültig sichere Zuflucht aus der Ohnmacht des anfangs. Und dies umso intensiver erstrebt, umso quälender die anfängliche Ohnmacht war.

Ein Tier, dass sein Lebenskönnen erreicht hat, braucht keine höhere Zuflucht. Ein Tier braucht keine Religion. Es hat die sichere Orientierung in sich.

Die Religion regelt den menschlichen Umgang im Sinne höherer und daher absolut sichere Wesen. Sie regelt die bedrohte Selbstexistenz.

Menschen, die in einer unerschütterlichen Ruhe und freundlichen Interessiertheit daherkommen, hatten demnach eine ungestörte Frühzeit, in der die Entwicklung des Aufgehobenseins und des eigenen Könnens und der Begegnung mit der Andersartigkeit Hand in Hand voranschreiten konnte. Die haben einen Seelenzustand erreicht, in dem eine Bedrohung als eine fremdartige Außeneigenschaft erlebt wird und nicht zugleich auch als ein eigenes inneres Geschehen. Die dadurch mobilisierte Wehrhaftigkeit ist lediglich begrenzt und nach außen gerichtet und nicht unbedingt vernichtend.

In den Religionen werden Umgangsformen mit dem So-sein des Menschen formuliert. Religionen sind also menschliche Versuche, Entwicklungsrückstände, die in der ungeschützten und daher  sehr leicht störbaren Frühzeit entstanden sind, nachzuholen um dem Menschen zu einem friedlichen Verhalten mit sich, mit seinesgleichen, mit der Welt zu verhelfen. Das ist das Grundanliegen aller Religionen. Ein Mensch mit einem gesicherten Innenleben ist nach außen friedlich.

Für die Gründung einer solchen Religion ist ein Verständnis von der frühen Biologie des Menschen notwendig. Bei manchen der großen Religionsstifter scheint davon eine Ahnung vorhanden zu sein.

Von den mir bekannten Nachentwicklungsmethoden (Erziehungsmethoden) wären manche wohl in der Lage, einiges an nach Entwicklung zustande zu bringen. Aber vieles von dem ist in der späteren Begegnung mit der Welt wohl wieder verloren gegangen.

Viele von den frühen Hilflosigkeit scheinen schrecklich erlebt worden zu sein. Je schrecklicher dieses Erlebnis war, desto schrecklicher, bösartiger der spätere Mensch.

Die innere Existenzsicherheit, ein so früh in der Seele sprossendes Pflänzchen, das dann auch noch auf Zurückweisung stieß, dass dann in späteren Lebensjahren zu neuem Leben zu erwecken, zum Wachstum zu bringen, zu einem Führungsverhalten gegen viele Widersacher zu ermutigen, das wäre eine Mammutaufgabe für jeden Erzieher und für jeden Schüler. Dazu wäre geradezu Unmenschliches an Geduld, Zuversicht, Vertrauen in vielen Seelen gleichzeitig und über lange Zeit nötig.

Ich selbst würde dabei schon mitmachen, aber allein und auch noch als Anführer der wäre ich schnell verloren. Mir sinkt der Mut. Zumindest gehöre ich zu denen, die den Weg einer friedlichen Welt offen sehen. Vielleicht hilft dieser Gedanke schon denen, die es in der Tat versuchen. Das Denken eines Menschen bleibt zwar im Verborgenen, aber, ich glaube es ist im kollektiven unbewussten dennoch wirksam.

Alle Religionen entwickeln Umgangsformen und Lebensformen. Alle wollen den Frieden.

Viele erheben ihre Entwicklungen zu Postulaten. Mit der Folge von Tugend und Untugend. Mit der Folge von Wahrheiten, die nicht persönlicher Art sind sondern allgemeiner. Und das in allen Lebensbereichen.

Es gibt tatsächlich Wahrheiten, die von allgemeingültiger Art sind und dauerhaft noch dazu. Die Sonne geht im Osten auf und im Westen unter. Aber es gibt auch Wahrheiten, die persönlicher Art sind: „Was und wie viel einer glaubt, ist eine persönliche Ich Leistung“.

Da die Verallgemeinerung von persönlichen Wahrheiten immer zum Krieg führt, ist es notwendig zu unterscheiden zwischen Naturgegebenheit (allgemeingültiger Wahrheit) und Menschenwerk (persönlicher Wahrheit).

Die Schwierigkeit der Unterscheidung ist im Einzelfall oft groß.

Die Natur zeigt sich im Grunde in jeder Regung. Die Natur aber in dieser Regung zu erkennen, das ist meistens langwierige Forscherarbeit.

Es gibt nur wenige Forscher, und die brauchen lange bis zu einer Unterscheidung. In der Zwischenzeit unterscheiden viele Menschen, wenn schon nicht nach eigenen Wünschen, so doch nach Gutdünken, meistens ohne es zu merken, und im guten Glauben, das Richtige zu tun.

Die Erfindung der Religion als Weise Menschenführerin ist eigentlich eine gute Erfindung. Sie dient dem friedlichen menschlichen Umgang. Sie hält sich jedoch durchweg nicht an die Unterscheidung zwischen Naturgegebenheit und Menschenwerk. Sie gerät daher oft auf Abwege, in die Zerstörung, in den Krieg im Namen Gottes.

Es hat Naturvölker gegeben, die zu einem friedlichen Umgang gefunden haben. Das sagen berichtet. Die sind aber alle untergegangen. Meistens unter der Herrschaft überlegener Kulturvölker (!)

Wer sich in einem größeren Können erlebt als andere, gerät mit nahezu absoluter Sicherheit in das Gefühl der Überlegenheit. Und das ist nicht weit entfernt von dem Gefühl der Übermacht. Und von da ist es nicht mehr weit zum Gefühl der Gottgleichheit. Diese Beobachtungen sind bei allen Hochkulturen zu machen. Sie sind kein Zeichen von Weisheit oder von Ich- Größe, sondern von der Herrschaft von Gefühlen und von der Unterwerfung des Ich.

Beispiel: Papst zu sein, ohne sich für Gott selbst zu halten, das ist eine große Ich- Leistung.

Je sicherer ein Ich in sich selbst ist desto ferner ist ihm das Gefühl der Überlegenheit, selbst wenn es sich in einem größeren Können befindet.

Alle Minus- Gefühle sind Zeichen von Entwicklungsstörungen in der Frühzeit des Menschen- lebens.

Ein Höchstmaß an innerer Existenzsicherheit, das kann nur im Mutterbauch – im Bauch der Allmacht – heranwachsen, das vermag keine Mutter Fürsorge zu leisten, nicht die allerbeste. Das ist des Menschen Schicksal, dass dem Menschen ein mehr minder großes Ausmaß zumutet an innerer

Existenzunsicherheit,

Bedrohtheit,

Angst,

Selbstzweifel, und das im zumutet, damit fertig zu werden.

Des Menschen größter Helfer ist sein Bewusstsein davon. Er hat die Möglichkeit, es zu wissen, es zu benennen, es in Arbeit zu nehmen.

Was ich nicht wissen kann, kann ich nicht in Arbeit nehmen, was ich aber wissen kann, kann ich in Arbeit nehmen.

Keinen falschen Versprechungen folgen, sondern selber denken und machen. Frisch auf!

Tiere haben nur äußere Feinde, keine inneren. Das, was sie können, das können sie. Die haben keine Selbstzweifel.

Deren Fähigkeiten, sich zu orientieren, sind aus unserer Sicht fast unvorstellbar. Das können die nur, weil sie in sich vollkommen sicher sind. Beispiele: die Fische und die Vögel des Meeres.

Die Wunder, die Christus getan hat, die könnten wir auch, wenn wir uns unserer selbst vollkommen sicher sein könnten.

Warum ist der menschliche Kopf so schnell so groß geworden?

Die schwerste Prüfung für das Menschen Ich besteht darin, mit dem Gefühl der inneren Existenzunsicherheit fertig zu werden. Dieses Gefühl scheint mir von allen Lebewesen nur dem Menschen zueigen zu sein. Die innere bedrohtest. Die Angst, nicht nur das Gegenüber zu verlieren (die Objektverlustangst), sondern auch sich selbst (die Subjektverlustangst). Diese Angst Herr zu werden ist die größte uns Menschen denkbare Ich Leistung.

Diese Angst ist der Grund für die Erfindung der Religion. Für die ungeheure Macht der Religionen. Sie sind die zu Flucht und die Rettung vor dem Verlorengehen. Die Menschen mit der größten Existenzangst sind deren radikalste Vertreter. Die können die Menschen, die es mit dieser Bedrohung persönlich aufnehmen wollen (die „Ungläubigen“), in sich nicht aushalten.

Das Gefühlsleben des Menschen ist weitgehend dominiert von der Existenzangst. Das ist zu erkennen an

an dem ständigen Kampf des Ich mit den Gefühlen um die Hausherren Rolle,

an der Philosophie mit allen ihren Äußerungen,

an den Religionen mit ihren Verheißungen,

an dem Kampf ums Geld (Sicherheit!), Kapitalismus!

Es gibt im Gefühlsleben viele Strömungen, viele Möglichkeiten, sogar viele Entwicklungen, aber diese existenzielle Bedrohung mit der entsprechenden Angst ist wie Hochwasser, das immer wieder alles andere überschwemmt….

Den Tieren ist die innere Existenzsicherheit ein fester Besitz. Sonst wären sie nicht fähig zu den Orientierungsleistungen, die wir bei Ihnen beobachten. Die Fische, die den Ozean zielsicher durchqueren zu Orten ihres Bedarfes und die ebenso zielsicher zurückkehren zu den Orten ihrer übrigen Lebensführung. Ebenso die Vögel, die den Ozean überqueren.

Wir Menschen haben diese innere Existenzsicherheit nicht in unserem Besitz. Das Thema, um das wir uns am meisten streiten, ist unsere Lebensführung, ist also die Fähigkeit, uns in dieser Welt sicher zu orientieren. Was uns fehlt, ist eine sichere innere Orientierung.

Das Erleben der gegenwärtigen Ohnmacht führt automatisch zur Entdeckung der verlorenen Allmacht. Ich spreche vom frühen Menschen Ich, also vom Säugling. Der ganz kleine Säugling erinnert sich bei der Entdeckung seiner Ohnmacht an die erst kürzlich verlorener Allmacht im Mutterbauch. Dass das verlorene und das gegenwärtige gegenüber ein und dasselbe Wesen ist, diese Orientierung ist dem Säugling sicherer innerster Besitz. Dass dieses Wesen (seine Mutter) aber nun verändert ist, das ist ebenso sicher in seiner Wahrnehmung. Verändert in seiner Allmacht. Dem frühen Menschen Ich in seiner Bedrohung durch die Ohnmacht, was bleibt dem anderes übrig als seine Zuflucht zu nehmen zu diesem Wesen, das einst seine sichere Zuflucht war, und dass nun allmählich von dieser Sicherheit immer mehr verliert. Für das Menschen ich verliert dieses Wesen (seine Mutter) lebenslänglich nie ganz das, was einst seine ganze Zuflucht war.

Hier kommt mir die Erinnerung an den Soldaten, der unmittelbar vor seiner Erschießung nach seiner „Mama“ rief.

In den Weltreligionen ist die Allmacht meistens männlichen Geschlechtes. Unter den Gründern der großen Religionen sehe ich nur Männer. Vielleicht gehört das zur Selbstbehauptung des Mannes. In den Träumen des Mannes erscheint der Tod in der Gestalt einer Frau. Nach meiner Erfahrung.