Die Philosophie oder das Denken des Menschen.

Der Mensch ist in seinem Denken sehr abhängig von den Fragestellungen, die ihn umgeben. Alle Denker sind die Fragen ihrer Zeit jeweils auf der Basis ihres Wissens angegangen. Der Mensch ist also gemacht zu Beantwortung der Fragen, die ihn umgeben. Er ist also berufen zu Entwicklung. Seiner selbst und seiner Umgebung.

In seiner Entwicklung hat er inzwischen die Grenzen seiner Welt erreicht. Nun geht es darum, die Fragen nach seinem Erhalt zu beantworten. Die nach der Bewahrung des ich. Es geht also nun nicht mehr um äußere Entwicklung, sondern um innere Entwicklung. Im Außen geht es um Haushalt, im Innen geht es um Entwicklung. Wer heute noch von äußerem Wachstum redet, befindet sich auf dem geraden Weg in sein und der Menschen Verderben.

Ging es schon immer um die Lösung des Problems der Verständigung, so konnte man früher der Lösung dieses Problems ausweichen durch Krieg und Expansion (Wachstum). Dies ist heute nicht mehr möglich. Wer trotzdem so weiter macht, der betreibt Selbstvernichtung.

Das Problem Verständigung/Frieden ist heute im Gegensatz zu früher unausweichlich. Heute bedeutet jeder lokale Krieg die akute Gefahr eines Weltkrieges, der alles menschliche Leben vernichtet.

Das bedeutet nicht die Vernichtung allen Lebens. Denn das Leben spielt sich auch heute noch in seiner Mehrheit auf der Ebene der Mikroorganismen ab. Und die verfügen über Fähigkeiten des Überlebens, die wir Menschen bisher nur sehr bruchstückhaft erkundet haben. Kurz: die Mikroorganismen werden jede vom Menschen angezettelte Katastrophe überleben. Dem Leben scheint es in seinem Anliegen zu überleben sehr ernst zu sein. Darin sind Kräfte am Werk, die wir, die wir zu den mehrzelligen Entfaltungsexperimenten des Lebens gehören, nur erahnen können.

Es sollte uns also bei allen unseren Bestrebungen zum Bewusstsein kommen, dass wir nicht zu den besonders schützenswerten Entwicklungen des Lebens gehören.

Daraus ergibt sich für uns Menschen die Erkenntnis und zugleich die Warnung, uns in unserer Bedeutung für das Leben nicht als so großartig anzusehen, wie wir das so oft tun. Ich weiß gar nicht, wo her wir diese Meinung von uns nehmen. Wir sollten unsere Bedeutung in der Erfüllung unserer Aufträge sehen.

Ich habe manchmal den Eindruck, dass wir Menschen diese unsere Gegebenheit nicht erkennen oder nicht wahrhaben wollen oder für durchaus unangemessen halten und deshalb für langweilig. Welch ein Hochmut! Welch eine Verirrung, welch eine Blindheit. Mir scheint vielmehr, dass das was wir derart geringschätzig behandeln, genau das ist, was wir nicht können. Wir können es einfach nicht. Und was man nicht kann, das kann man auch nicht beurteilen.

Den kriege ich kennen die Menschen. Und den verherrlichen sie. Aber den Frieden, den kennen sie nicht. Dieses Nichkönnen wären sie ab mit dem Argument der Langeweile. Und sollte es einer von uns trotzdem auf eigene Verantwortung versuchen, den verspotten die übrigen, den lachen sie aus. Und wenn er trotzdem weiter macht, den verstoßen sie, den töten sie. Es könnte ja doch was Erquickliches dran sein am Frieden, und dann käme heraus, dass sie, die Spötter, es nicht gekonnt haben. Das ist der Neid. Der tötet alles Können, was er zwar auch gekonnt hätte, was er aber nicht getan hat. Sich nicht getraut hat, sich nicht dazu aufgeschwungen hat. Das Können und das Nichtkönnen entzweit die Menschen.

Der Mensch fürchtet nichts mehr als seine Veränderung. Obwohl er die im tiefen Inneren ersehnt. Und auch braucht. Er ist dazu berufen.

Warum folgt er nicht seinem Ruf? Der ist so selbstunsicher. So ein Zweifler. Ihm fehlt die sichere innere Orientierung. Er ist eine Frühgeburt. Die nötige Geborgenheit, diese Sicherheit in sich zu entwickeln, die war ihm nicht gegeben.

Das Bewusstsein für sein so sein, das hat er in der Frühzeit seines Lebens mitgekriegt. Die nötige Lebenssicherheit, die hat er in derselben Frühzeit nicht mitgekriegt. Die wäre aber nötig gewesen, um sein Sosein zu meistern.

Dass eine erhalten, nämlich das Bewusstsein für sein Sosein, – das andere nicht erhalten, nämlich die sichere Orientierung.

Für die Art unserer Ausstattung trifft keinen von uns eine Schuld. Wir haben uns nicht selbst erfunden oder gar gemacht. So stehen wir da mit fragenden Blicken auf die Natur.

Ich kann nur sagen: jeder von uns sollte tun, was er kann. Vielleicht liegt darin die Beauftragung. Und: wir sollten uns nicht wichtiger nehmen, als wir sind.

Das Leben sorgt für seinen Fortbestand. Auf diese Weise befördert es die Entwicklung. Entweder in die Richtung eines Weiterlebens oder in die Gegenrichtung.

Wir können uns der Natur sicher sein, aber nicht ihres Denkens.

Das Leben sorgt für sich, aber nicht für alle seiner Entwicklungen. Jedes ich muss für sich selbst sorgen.

Die Erforschung der Natur ist eine Erforschung Gottes.

Auf der Ebene der Mikroorganismen lebt und webt das Leben.

Auf der Ebene der Vielzeller experimentiert das Leben mit den unterschiedlichen Strukturen, Funktionen und Fähigkeiten.