Es ist dem Menschen offenbar nahezu unmöglich, dem Unbegreiflichen frei zu begegnen, ganz frei von Fantasien. Obwohl der Mensch doch eigentlich mitten drin ist, im Unbegreiflichen. Nämlich im Leben. Hier in seinem Leben. Ist denn das Leben verständlicher als der Tod?

Wenn also Fantasien, dann jetzt und hier. Fantasien brauchen wir nicht zu rufen. Die sind immer da und zur Stelle, gerufen oder ungerufen.

Viele scheinen zu glauben, das, was sie erklären könnten, das hätten sie auch begriffen. Wenn das so wäre, könnten sie ja das Leben machen, zumindest die Toten zum Leben auf erwecken.

Wir leben mit unseren Erklärungen mit dem im Unbegreiflichen.

Wir sind nicht Herr unserer Lage, sondern ausgeliefert dem Unbegreiflichen. Dabei geht es uns doch eigentlich gar nicht so schlecht. Unsere Erklärungen sind offenbar doch zu was nütze. Nämlich dazu, uns so aufzuführen, dass unser Leben hier für uns gar nicht so schlecht ausfallen muss.

Komisch, dass wir trotz dieser unserer Erklärungsmöglichkeiten ganz unbedingt Herr unserer Lage sein wollen.

Das Unbegreifliche würde uns durch unseren Zugriff doch nicht plötzlich begreiflich. Woher sollen wir das dazu nötige Allverständnis nehmen? Wir würden unsere Erklärungsfähigkeiten auch noch verlieren. Alles würden wir verlieren: unsere Wahrnehmung, unser Denken . . .

Wir fänden uns in der Verlorenheit. Im Unbegreiflichen würden wir uns wieder finden. Was immer wir anstellen, im Unbegreiflichen landen wir allemal.

Aber so – mit unseren Erklärungen – können wir hier wenigstens mitmachen. Es ist doch nicht so, als wenn das nichts wäre.

Und bei diesem Mitmachen können wir, wenn wir aufmerksamen Geistes sind, zu dem das Unbegreifliche, wenn auch nicht verstehen, so doch bei seinem Tun beobachten. Nämlich bei alle dem, was uns bei unseren Vorhaben alles dazwischen kommt, und unsere Vorhaben dadurch verändert.

Wer von uns hat am Abend genau das erreicht, was er sich am Morgen vorgenommen hat?

Wer von uns sich aufgemacht hat, die Zwischenfälle auf seinem Lebensweg zu bemerken, der ist auf dem Wege zu einem guten Umgang mit dem Unbegreiflichen.

Braucht der eine Religion? Braucht der einen Erlöser?

Der braucht einen sehr innigen Kontakt zum Unbegreiflichen.

Ob man den erwerben kann? Ich glaube, der ist eher eine Gabe des Unbegreiflichen.

Wie sehr ich auch denke und schreibe über das Unbegreifliche, das Unbegreifliche ist dadurch nicht begreiflicher geworden. Ich habe ihm einen Namen gegeben: der, die, das Unbegreifliche. Der Name ist bestimmt nicht falsch. Und auch nicht unehrenhaft. Ich habe darauf hingewiesen, dass man dem Unbegreiflichen bei seinem Tun zuschauen kann. Ein alter Bekannter wird das Unbegreifliche dadurch nicht.

Die Gaben des Unbegreiflichen?

In diesem Augenblick erscheinen mir diese Worte als Gaben der Unbegreiflichen.

Diese Worte sind mir gekommen auf meinem Fahrradergometer.

Als ich mit meiner Fahrradtour begann, fand ich mich leer, ganz ohne jeden Gedanken. Ich war darüber nicht unzufrieden. Ich hatte mich innerlich schon eingerichtet auf eine Stunde vollkommener Gedankenleere. Ich trete an dem Tachometer, ich notierte die Anfangszeit und fuhr gemächlich in die Stunde hinein . . .

Es hatte gar nicht lange gedauert, als der erste Gedanke daher kam. Ich war noch am überlegen, ob ich ihn überhaupt aufschreiben soll, als schon der nächste kam. Ich fing an und schrieb immer weiter, alle Gedanken, die daher kamen.