Vertrauen ist ein hohes Gut, aber ein sehr störanfälliges.

Die Hilfsbereitschaft ebenso.

Nur ein einziger Missbrauch, und das Vertrauen wankt. Mehrere Missbräuche, und das Vertrauen ist dahin. Die Fremdheit ist da. Und bis zur Angst und bis zum Hass ist es nicht mehr weit.

Das Argument vom Einzelfall ist ein statistisches, vollkommen unwirksam.

Vertrauen zu verlieren ist eine Kleinigkeit. Vertrauen wieder herzustellen eine kollektive Mammutleistung.

Vertrauensmissbrauch ist eines der großen Gifte unserer Zeit. Der ist mitten unter uns, der gilt nicht nur den Fremden. Doch wenn er von Fremden ausgeht, dann ist er leichter auszumachen und zu bekämpfen. Glaubt man.

Ich stand in München am Hauptbahnhof, als die ersten Züge ankamen voll von Flüchtlingen. Ich habe miterlebt eine große allgemeine Willkommensbewegung. Eine Hilfsbereitschaft von allen Seiten. Ich habe die Geschenke gesehen vieler Menschen an die Kinder und an die großen Leute. Das war „Willkommenskultur“. Wo sind die vielen ehrenamtlichen Helfer geblieben?

Das Menschenkind kommt voll von Vertrauen ins Leben, wenn das Leben es anlacht.

Das ist das Verhalten der Mütter. So kommt das Menschenkind in die Welt. Und damit das so bleibt, braucht das Kind am Anfang viele freundliche Wiederholungen.

Ein anderes Gesicht ist am Anfang eine arge Zumutung. Das Kind wähnt sich verlassen auf seinem Weg in dieser Welt. Anfangs fremdelt es.

Lächelt aber auch dieses andere Gesicht, dann fasst es neuen Lebensmut. Und kommt dann auch die Mutter bald wieder zurück, dann ist alles wieder gut.

Viele freundliche Gesichter am Anfang des Lebens und die immer wiederkehrende Mutter, dies ist ein guter Start des Menschenkindes in dieses Leben.

Wenn das Menschenkind fortgeschritten ist, dann darf es unter den vielen anderen Gesichtern auch mal ein weniger gutes geben. Das Kind muss Bekanntschaft machen mit den Schattenseiten des Lebens, ehe es den Schutz der Familie verlässt. Um den Umgang mit den Schattenseiten des Lebens zu lernen.

Am Anfang des Lebens ist es wichtig, dass es eine große Mehrheit an guten Gesichtern gibt.